Diversity Washing – Wenn Diversität zur Marketingstrategie wird

Weltbewegendes

Man hört und sieht es immer wieder: Unternehmen, die nach außen hin in ihren PR-Auftritten und Marketingkampagnen ganz groß auf Diversität aufmerksam machen. Doch in der eigentlichen Realität dieser Unternehmen sieht es alles andere als divers aus – BIPoC  werden nicht befördert, Frauen werden höchstens der Quote wegen eingestellt und Angehörige der LGBTQ+ Community – ja, warum sollte sich denn ein:e Arbeitgeber:in für die Sexualität und Geschlechtsidentität der Angestellten interessieren?

Das Problem mit der falschen Diversität

Dieses Phänomen nennt sich Diversity Washing und ist gerade an allen Ecken zu finden. Pinterest, Adidas und zuletzt ganz groß in der Diskussion: Germany’s Next Topmodel. Sie alle missbrauchen das wichtige gesellschaftliche Thema Diversität für Marketingzwecke, um aus den Problemen unterrepräsentierter Gruppen Profit zu schlagen. In ihren Geschäftsmodellen lassen sich allerdings nur wenig Inklusion und Repräsentation finden. Von der Öffentlichkeit und den Konsumenten wird dieses Verhalten stark kritisiert – und das völlig zu Recht, denn echte Diversität ist so viel mehr als nur ein regenbogenfarbenes Logo im Pride Month oder ein Werbebanner mit Menschen verschiedener Hautfarben. Um Diversität wirklich zu leben, bedarf es keiner Werbung, in der ganz groß plakativ das Wort “Diversity” auftaucht. Es geht viel mehr darum, dass sich die Strukturen innerhalb der Unternehmen ändern. Was es wirklich braucht, ist Repräsentation auf allen Ebenen eines Unternehmens und die Bereitschaft der Angestellten und vor allem der Entscheidungsträger:innen, sich tiefgründig mit dem Thema auseinanderzusetzen, die Probleme im eigenen Unternehmen zu erkennen und strukturiert deren Abbau anzugehen.

Doch woran erkennt man überhaupt, ob ein Unternehmen sich aufrichtig für Diversität interessiert oder ob alles nur leeres Gerede ist? Natürlich gibt es nie die eine universell richtige Antwort, aber die Charta der Vielfalt zeigt die sieben Dimensionen auf, in denen Diversität existiert. Je mehr Angehörige dieser Dimensionen in einem Team vertreten sind, desto sicherer kann man sich auf jeden Fall sein, dass in dem Unternehmen echte Repräsentation stattfindet.

Der DITS-Diversitätstest

Wir haben beschlossen, diese sieben Dimensionen einmal auf das DITS Team anzuwenden, um weiterhin mit gutem Gewissen von uns behaupten zu können, dass wir ein diverses und inklusives Team sind:

Ethnische Herkunft & Nationalität: Großes Ziel von Beginn an war, keine Barrieren zu bauen: weder aufgrund von Ethnie noch von Sprachen. Deshalb wird das Projekt u.a. bilingual geleitet und gemanaget. Da somit verschiedenste Personen unterschiedlichster Herkunft und Nationalitäten zusammenarbeiten, sehen wir dieses Kriterium auf jeden Fall als erfüllt an.
Geschlecht & geschlechtliche Identität: Sowohl in Cast als auch in Crew sind alle Geschlechter und Geschlechteridentitäten vertreten. Sich am Set mit den bevorzugten Pronomen vorzustellen, war z.B. selbstverständlich (und zugegebenermaßen für einige cis-Personen eine neue, längst fällige Sensibilisierung hinsichtlich der Geschlechtsidentitäten des Gegenübers). Das Thema Gender Identity ist auch einer der wichtigsten Plotpunkte unserer Story, da sich ein Hauptcharakter intensiv mit der Thematik beschäftigt. Wir sagen also: Check.
Körperliche & geistige Fähigkeiten: Besonders körperliche Beeinträchtigung spielt in Dancing in the Shadow eine große Rolle. Die Hauptrolle Sara ist nämlich blind. Und damit sie möglichst authentisch wirkt, haben wir mit Expertinnen und Schauspielcoaches zusammengearbeitet, die selbst sehbeeinträchtigt sind und unserer Schauspielerin allerlei hilfreiche Tipps und Tricks mit auf den Weg gegeben haben. Diese Dimension sehen wir also auch als erfüllt. (Falls euch das Thema interessiert, schaut doch gern mal bei unserem Blogartikel dazu vorbei. Alter: Die Macher:innen von DITS sind im Vergleich zu anderen Filmproduktionen im Durchschnitt recht jung. Gerade in der Postproduktion und Vorproduktion herrscht aber eine enge Zusammenarbeit zwischen mindestens zwei Generationen, wo ein Austausch in beide Richtungen, also sowohl Jung “hilft” Alt als auch Alt “hilft” Jung, stattfindet.
Religion & Weltanschauung: An diese Dimension gingen/gehen wir im Team offen heran. Neben der “Arbeitswelt” interessieren wir uns für das Leben und die Ansichten unserer Mitglieder und möchten durch unsere Zusammenarbeit niemanden einschränken, sondern eher unseren Horizont gegenseitig erweitern.
Sexuelle Orientierung: Wir arbeiten in einem großen Safe Space, in dem sich niemand für die eigene sexuelle Orientierung rechtfertigen muss. Wir leben und tauschen uns aus! Auch dieser Punkt wird in der Story unserer Serie thematisiert, sodass wir bereits beim Schreiben Personen unterschiedlicher sexueller Orientierung in die Entwicklung der Charaktere einbezogen haben.
Soziale Herkunft: Im DITS Team ist jede:r willkommen, ungeachtet der sozialen Herkunft oder des Bildungsgrads. Weder beim Casting noch bei der Auswahl von Crewmitgliedern haben wir deshalb auf formelle Abschlüsse oder Ähnliches geachtet. Für uns zählen nur zwei Dinge für den Erfolg: Wie viel Spaß man mit in das Projekt bringt und wie sehr man an sich selbst und das, was man zusammen erschaffen kann, glaubt. Dementsprechend sagen wir also auch hier: Check.

Wie geht man mit Vorwürfen des Diversity Washings um?

Wir würden sagen, wir decken die Vielfaltsdimensionen der Charta für ein diverses Team ziemlich breit ab. Doch selbst wenn man ehrlich an Repräsentation und Diversität interessiert ist, kann man Diversity-Washing-Vorwürfen nicht immer aus dem Weg gehen. Wir wissen allerdings mittlerweile, dass diese Vorwürfe eine Konsequenz aus viel zu vielen Unternehmen und Projekten sind, welche, wie oben beschrieben, Diversity Washing betreiben. Wir wissen auch, dass wir uns nicht rechtfertigen müssen, denn ein Blick hinter unsere Kulissen reicht, damit alle Vorwürfe leise werden. Und das Schöne, das wir im Laufe unserer Arbeit schon des Öfteren gesehen haben, ist: Wenn wir selbst von unseren Werten überzeugt sind, strahlen wir das aus und vermitteln Achtsamkeit, Sensibilität, Interesse und Alles in Allem: Toleranz!

Wie steht ihr zum Thema Diversity Washing? Wusstet ihr schon, worum es sich bei dem Begriff handelt? Sind euch auch schon öfter Fälle von Diversity Washing über den Weg gelaufen? Erzählt uns gerne von euren Erfahrungen und Meinungen in den Kommentaren!

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